Im Karlsruher Schlossgarten gibt es einen Platz, auf dem sich jeden Tag eine sehr exzentrische Gesellschaft versammelt.
Eine mannshohe, dichte Hecke schützt ihn vor dem größten Besucherandrang.
Der Platz versteckt sich ein wenig vor dem Andrang, besonders im Sommer.
Man geht am Karl-Friedrich-Denkmal und gleich darauf am Außenbereich eines großen Restaurants entlang.
In der warmen Jahreszeit sitzen die Einheimischen und die Touristen bei einem kühlen Getränk und einer Mahlzeit dort zusammen.
Im November werden die Tische abgebaut, die Szenerie wirkt dann manchmal trostlos.
Schließlich folgt man einige Meter einem kleinen Weg, bis sich der Blick schnell auf zwei große Freiluftschachbretter richtet, die an jeder Seite von langen Bänken umrahmt sind und dadurch eine Art Arena bilden.
Rundherum stehen prächtige, hohe Laubbäume aller Art.
In der Hitze des Sommers spendet diese Vegetation wohltuenden Schatten und schützt mit ihrem dichten Blätterdach vor plötzlichen Wolkenbrüchen.
Im Winter halten die mächtigen Bäume ein wenig den eiskalten Wind ab, der den Spielern an manchen Tagen durch Mark und Bein dringt.
Die Herrscher über dieses grüne Paradies sind die Eichhörnchen.
Im Laufe der Jahre haben sie sich die Lufthoheit erobert, jeglicher Widerstand ansässiger Fauna wird unterdrückt. Auch die Raben, die sich gerne dort aufhalten um Essbares zu stibitzen, werden in ihre Schranken verwiesen.
Manche Besucher lassen ihr mitgebrachtes Essen achtlos liegen, dann entbrennt schnell Streit um besonders schmackhafte Leckerbissen.
Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt.
In atemberaubenden Tempo hetzen sich die Kontrahenten gegenseitig über Blätter, Äste und Gestrüpp. Die possierlichen Tierchen rasen blitzschnell die Baumstämme geräuschvoll hinauf und wieder herunter, dass einem beim bloßen Anblick schwindlig wird.
Sogar kleinere Äste, Blätter und Früchte werden bei diesem Spiel herumgeschleudert und landen nicht selten direkt vor den Füßen der Besucher.
Manchmal ist das Treiben so laut, dass selbst die vielen Schachspieler kurz innehalten und erstaunt nach oben blicken.
Tolle Beschreibung der Atmosphäre.
Titel sind auch such schon vergeben :
– Flüsterer
– Unbesiegbarer
– Bundestrainer
– Haubitze
Da kann niemand behaupten, beim Schach gibt es keine Emotionen
Nicht zu vergessen: Intercity, der Unbesiegbare, Jean-Paul und viele andere…
Jean-Paul ist der Beste !
Sehr schöne Beschreibung eine „ganz normalen Tages“ an der Schachanlage. Wunderbar von Dir in Worte gefasst und herrlich wie genau Du die unterschiedlichen Charaktere getroffen hast.
Manchmal ist das Drumherum des Spieles wesentlich interessanter als das Spiel selbst! Wer es nicht glaubt, einfach sich selbst ein Bild machen, täglich ab 15 Uhr 😉
Lieber Guido,
freut mich! Den Text hatte ich schon lange im Kopf und nun endlich die Zeit gefunden, das aufzuschreiben.
Interessant ist auch der Fortsetzungsroman:
https://wortaxt.de/das-geheimnis-des-praefekten-1/
Das erste Kapitel ist das schwierigste, danach wird es einfacher zu lesen,
Viele Grüße,
Mathias
[…] Oft treffen sich bei gutem Wetter im Park oder Zoo Schachspieler*innen im Freien und spielen gegeneinander. So etwa auch am Karlsruher Schloss. […]
[…] und das gute Wetter genießen. Einen netten Bericht zu dieser Freischachanlage lässt sich auf dem Blog von Mathias, dem Schriftführer von ÜBÜ […]