Albert Latchin
Der geheimnisvolle alte Mann aus der Geschichte verstirbt im Januar 2024 im gesegneten Alter von 100 Jahren. Sein Name: Albert Latchin.
Albert bringt ein bewegtes Leben hinter sich. Ursprünglich aus Persien stammend, verschlägt es ihn mit seiner Familie in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in die damalige Sowjetunion, genauer gesagt, nach Rostow am Don.
Der Zweite Weltkrieg bricht aus, deutsche Truppen überfallen Russland, die Stadt wird von der Wehrmacht besetzt.
Zu der Zeit gerät der Vater in die Fänge des NKWD.
Chef dieser berüchtigten Organisation ist Lavrentij Pavlovič Berija, er ist der oberste Henker Stalins.
Politische Gegner werden entweder ins Gulag verbracht oder gleich hingerichtet. Die Spur zu seinem Vater verliert sich im Nichts.
Ein Verlust, der sich tief in das Gedächtnis des jungen Mannes einbrennt.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Albert, wir unterhalten uns angeregt über Politik. Als die Rede auf diese Zeit kommt wird er sehr wütend und ruft mit bebender, heiserer Stimme:
„Berija, Berija, ich hasse dich“.
Nachdem die Rote Armee Rostow zwischenzeitlich befreit, kommt es zu einer zweiten Besetzung durch die Wehrmacht.
Die deutschen Truppen schlagen am Fluss ihr Lager auf, wohl auf den Rat der Mutter schließt sich Albert dort einer Einheit an.
Wie er sich letztendlich durch die Wirren des Krieges schlägt, weiß man nicht genau.
Bei dem Thema bleibt er wortkarg.
In Karlsruhe zeichnet sich Albert Latschin bald nach dem Krieg als Förderer des Schachs aus. Eine Herzensangelegenheit ist ihm die Freiland-Schachanlage im Schlossgarten, die in der Geschichte weiter oben ausführlich beschrieben wird.
Auch als Schachspieler hat er Erfolge vorzuweisen, sein Stil ist unkonventionell.
Legendär sind seine Auseinandersetzungen mit einem Urgestein der Karlsruhe Schachfreunde, Max Eisinger. Freundschaften sind wichtig, die großen Feindschaften aber sind das Salz in der Suppe des Lebens.
Weder auf, noch neben dem Brett lassen die beiden etwas anbrennen.
Anlässlich seiner Leistungen rund um das Schachspiel wird im Najadenwäldchen des Schlossgartens eine Stele errichtet. Zur Einweihung gibt es Reden von Staatssekretärin Gisela Splett, Johannes Honné, und Peter Latchin.
Tolle Beschreibung der Atmosphäre.
Titel sind auch such schon vergeben :
– Flüsterer
– Unbesiegbarer
– Bundestrainer
– Haubitze
Da kann niemand behaupten, beim Schach gibt es keine Emotionen
Nicht zu vergessen: Intercity, der Unbesiegbare, Jean-Paul und viele andere…
Jean-Paul ist der Beste !
Sehr schöne Beschreibung eine „ganz normalen Tages“ an der Schachanlage. Wunderbar von Dir in Worte gefasst und herrlich wie genau Du die unterschiedlichen Charaktere getroffen hast.
Manchmal ist das Drumherum des Spieles wesentlich interessanter als das Spiel selbst! Wer es nicht glaubt, einfach sich selbst ein Bild machen, täglich ab 15 Uhr 😉
Lieber Guido,
freut mich! Den Text hatte ich schon lange im Kopf und nun endlich die Zeit gefunden, das aufzuschreiben.
Interessant ist auch der Fortsetzungsroman:
https://wortaxt.de/das-geheimnis-des-praefekten-1/
Das erste Kapitel ist das schwierigste, danach wird es einfacher zu lesen,
Viele Grüße,
Mathias
[…] Oft treffen sich bei gutem Wetter im Park oder Zoo Schachspieler*innen im Freien und spielen gegeneinander. So etwa auch am Karlsruher Schloss. […]
[…] und das gute Wetter genießen. Einen netten Bericht zu dieser Freischachanlage lässt sich auf dem Blog von Mathias, dem Schriftführer von ÜBÜ […]