Das Geheimnis des Präfekten, Kapitel 7


„Ja genau, Mr. Takeshi Kitano, von Infinity Dreamgen, wie gesagt, er erwartet mich“.
Den Satz schmeiße ich hin, als ob ich und Kitano alte Freunde wären.
Die Blondine wird wieder geschäftsmäßig:„Ok, bitte geben Sie mir Ihren Reisepass, ich muss Sie akkreditieren damit Sie sich in unserem Gebäude bewegen dürfen“.
Ich krame den Reisepass hervor und schiebe ihn über die Theke.
Die Blonde klappt ihn auf, vergleicht das Foto mit meinem Gesicht und tippt wieder etwas in ihren Computer.
Wenig später spuckt der Drucker ein Formular aus, das sie gekonnt faltet und in eine Plastikhülle steckt.
„Hängen Sie sich das bitte um, das Büro von Takeshi Kitano ist im 114 Stock.

Sie dürfen hoch fahren, der Aufzug ist gleich dort drüben, bitte fahren Sie direkt in den 114.“, dabei deutet sie undefinierbar in den Raum, ich bin schon vergessen, Schnee von Gestern.

Nun sind es nur noch wenige Minuten, bis ich ein reicher Mann bin, ich werde in den Aufzug gehen, Kitano das Päckchen geben und mich danach mit Nina treffen, genau so, wie ich es geplant habe, eine leichte Euphorie befällt mich.

Ein Moment des Glücks, ein Gefühl der Allmacht, es ist eine Sekunde, in der mir das Schicksal etwas hinzuwerfen scheint, was soll jetzt noch geschehen? Nur noch 141 Stockwerke trennen mich vom besten Geschäft meines Lebens.
Die vielen Nächte, in denen ich unablässig geschrieben habe, nicht schlafen konnte, an mir zweifelte, weiter schrieb, es lassen wollte, mich selbst quälte, Selbstmordgedanken hatte, zu viel Whisky trank, an die Liebe dachte.

Einmal bin ich nachts mit Freunden die Stufen zur Alfama in Lissabon hoch gelaufen.

Es war ein warmer Sommerabend, wir hatten alle Hunger, ich sehe ich ein kleines Restaurant, es es gibt schwarze Bohnen, ein billiges Essen.
Wir freuen uns.
Eine dicke Mama serviert das Essen, dazu trinken wir kaltes Bier.
Leider ist die Mahlzeit verschimmelt, ich rufe das dicke Tier und schreie:
„Verschimmelt!“ Ihr einziger Kommentar: „Friss doch Scheiße oder kotze es aus.“

Alles vorbei nach dem heutigen Tag, mit dem Geld werde ich neu anfangen.

über den Autor

Mathias Guthmann

Mathias Guthmann schreibt für kulinarische und literarische Zeitschriften und den Schachsport.
Seine Essays und Kurzgeschichten, Kritiken und Interviews haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert.

1 Kommentar

Neueste Kommentare

Neueste Beiträge

Mathias Guthmann

Mathias Guthmann schreibt für kulinarische und literarische Zeitschriften und den Schachsport.
Seine Essays und Kurzgeschichten, Kritiken und Interviews haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert.

Kategorien

Seiten