Bierhoff

Geht mir auch so.

Heute Nacht deswegen ganz schlecht geschlafen, von Albträumen geplagt.
In aller Hergottsfrühe aufgestanden, draußen dicker Nebel und regennasse Straßen. 

Die Stadt schläft, nur ich bin wach.

Verbrenne mir die Zunge an einem frisch aufgebrühten, saumäßig heißen Instant-Kaffee.

Die Schmerzsignale durchbohren mein Gehirn wie glühende Stecknadeln.
Ich schreie die Worte Hitler, Scheiße und Flickfick laut heraus, als hätte ich das Tourette-Syndrom.
Ist das etwa Gottes Wille, eine spontane Selbstgeißelung? Gibt es das?

Denke immerzu an Bierhoff. Bierhoff. Bierhoff!
Wie mag ihm jetzt zumute sein? Gibt es einen liebenden Menschen in seinem Leben? Jemand, der ihm in dieser dunklen Stunde den Weg zeigt? 

Jemand, der ihm die Pforten zu einer ganz neuen Wahrnehmung öffnet?
Jemand, der ihm erklärt, dass auch eine Existenz ohne Millionengehälter, Chauffeur und Kaviar zum Frühstück lebenswert ist?

Nachdenklich schlürfe ich den Rest Kaffee aus der Tasse und lege mich noch ein Viertelstündchen auf’s Ohr. Langsam lässt der Schmerz nach.

Der arme Olli.

über den Autor

Mathias Guthmann

Mathias Guthmann schreibt für kulinarische und literarische Zeitschriften und den Schachsport.
Seine Essays und Kurzgeschichten, Kritiken und Interviews haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert.

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