In diesem Porträt aus dem Jahre 2021 wirkt der sonst sehr agile Armin Laschet zweiflerisch, ja sogar nachdenklich.
Die rechte Körperhälfte des Ministerpräsidenten scheint mit dem übergroßen Schatten auf der schweren Wand hinter ihm zu verschmelzen. Der Schatten ist Sinnbild für die dunkle Seite des Protagonisten und symbolisiert hier die schicksalhafte Situation.
Insgesamt wirkt die Darstellung fragil. Scharfe, skizzenhafte Konturen betonen die Vergänglichkeit des Augenblicks.
Die starken Lichter schaffen eine intime Atmosphäre.
Vergessen scheinen die fröhlichen, kraftvollen Augenblicke der Karriere, das sorglose Regieren in der Düsseldorfer Staatskanzlei, die Ausflüge mit Vertretern aus Wirtschaft und Industrie in teure Restaurants. Mit schnellen Strichen wird ein resignierter Ausdruck in das Gesicht gezeichnet.
Die Farbgebung ist gesetzt dunkel. Auf der linken Seite ist ein Wappenvogel abgebildet. Auffällig sind seine großen Klauen, sind sie schon Vorzeichen des drohenden Unheils? Sollen sie den Kampf mit dem bayrischen Prinzregenten andeuten?
Die manierierte Stellung der Hände erinnert an sakrale Mariendarstellungen der Renaissance, etwa im Stile eines Tilman Riemenschneider.
Eine Komposition, die den Betrachter durch die detaillierte Ausarbeitung und die gedankliche Tiefe in den Bann zieht.
Julia Sellmann: Armin Laschet, Fotografie, 190cmx220c