Das Geheimnis des Präfekten, Kapitel 5

Das Schicksal zeichnet sich mit der Zeit in die Gesichter der Menschen, dieser Koch macht schon sein Leben lang Ramen-Nudeln, es ist sein Glück auf Erden.

Als ich das Lokal verlasse, schlägt mir der eiskalte Wind entgegen. Ganz langsam fährt ein großer Mercedes an mir vorbei, ich fühle mich beobachtet und beschleunige den Gang.
Endlich erreiche ich das Shangri-La. An den Wänden des Marmor-Palastes hängen unzählige Kunstwerke die nicht den Eindruck machen, als würde es sich um Kaufhausmalerei handeln, exquisit.

Ich liebe die Diskretion in Luxushotels. Wenn man alleine reist, macht der Aufenthalt in so einem Hotel die Einsamkeit zu einem unterhaltsamen Spiel. Man fühlt sich abgekapselt, in einer anderen Welt. Wenn man zu zweit unterwegs ist…, darüber muss man keine Worte verlieren.

Ich fasse in die Innentasche meines Anzugs, der Umschlag darin fühlt sich dick und beruhigend an, er knistert trocken zwischen meinen Fingern.

Die Empfangsdame, trägt ein Modellkleid, das von Dior sein könnte. Ihre glänzenden, schwarzen Haare umrahmen ein makelloses, helles Gesicht, die Lippen sind mit einem dezenten Rot angemalt, ihre Hände, mit sorgfältig lackierten Fingernägeln in Mattsilber, ruhen elegant auf einem kleinen Stapel Papiere.

„Schön, dass Sie da sind, haben Sie reserviert?“, fragt sie mich neugierig und gleichzeitig zurückhaltend.

„Nein, aber wenn es noch ein freies Zimmer gibt, würde ich es gerne nehmen“.

Die Dame tippt etwas in die Tastatur, wartet ein paar Sekunden, blickt kurz auf den Monitor und sagt:
„Wir haben noch Horizon Zimmer und Suiten, im Prinzip haben Sie die freie Wahl. Die Horizon Zimmer befinden sich zwischen dem 30. und dem 40. Stockwerk, die Suiten darüber“.

Das Risiko für diese Mission ist mir eine Suite wert, außerdem habe ich manchmal einen Hang zum Größenwahn.

„Ich nehme eine Suite und zahle in bar“, sage ich unbeteiligt und schweife dabei gelangweilt mit dem Blick durch die Lobby.

„Dann würde ich Ihnen die Premier Suite im Nummer 4 im  41. Stockwerk empfehlen. Sie verfügen dort über 120 m2, es gibt einen Whirlpool und einen wunderbaren Blick über die Stadt“.

„Einverstanden“, sage ich und nicke dabei der Dame zustimmend zu.

„Wunderbar, jemand bringt das Gepäck hoch und zeigt Ihnen alles“.

„Nicht nötig, ich bezahle und finde den Weg schon alleine“.

„Ok, Nummer 4 auf 41“.

Wir regeln die Formalitäten und ich fahre mit dem Aufzug nach oben. Zwei Ordensschwestern lassen sich von mir nicht stören und küssen sich ungeniert, ich muss meine Meinung über Religion revidieren.

über den Autor

Mathias Guthmann

Mathias Guthmann schreibt für kulinarische und literarische Zeitschriften und den Schachsport.
Seine Essays und Kurzgeschichten, Kritiken und Interviews haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert.

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