Einige Wochen später reise ich für einen Presseauftrag nach Japan. Ich soll ein Interview mit Akihito führen.
Ich treffe den alten Kaiser in einer Bar in Tokio. Nach einigen Whiskys sprechen wir ganz zwanglos über die Unterschiede zwischen Europa und Japan.
Akihito ist gut drauf.
„Wir haben keine Atombomben mehr“.
Sagt der Ex-Kaiser und schaut mich dabei mit großen Augen an.
„Die hattet ihr noch nie“.
Entgegne ich und betrachte dabei mein leeres Whiskyglas.
Akihito lächelt weise und sagt dann:
„Vielleicht“.
„Gibt es noch Whisky“?
Akihito: „Ja gerne, ich bestelle noch eine Runde“.
Während er mit dem Barmann spricht, betrachte ich seine
seine Frau. Schlaffe Brüste, aufgeklebte Wimpern.
Anscheinend fällt das auf, denn sogleich sagt Akihito
„Hören Sie, wenn sie Ihnen der Anblick nicht gefällt, schicke ich sie weg.“
Ich: „Danke, sehr nett von Ihnen“.
Akihito: “In Zukunft wird mein Sohn den Laden schmeißen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Pink Floyd, Dark Side of the Moon auflege?“
Ich: „Wenn es Ihrer Frau auch gefällt, gerne“.
Akihito: „Die geht jetzt ins Bett“.
Ich: „Wird aber auch Zeit“.
Akihito: „Ich liebe meine Frau, sie ist die Zierde meines Lebens sie ist mein Elixier“.
Ich: „Und das soll ich glauben?“
Akihito: „Ich weiß wie unkultiviert Europa ist“.
Ungeduldig entgegne ich:
„Wo bleibt der Whisky?“
Akihito: “Frage ich mich auch.“
Akihito: „ Als sie damals das Interview mit Marlon Brando geführt haben, hat er etwas über Sex erzählt?“
Ich: „Ja, natürlich, er musste ständig darüber reden, immer ging es um Penetration.“
Am späten Abend verlasse ich, ziemlich betrunken, das Lokal.
Die Straßen in Tokyo sind belebt, an einer Ecke bietet mir ein Typ mit einer überdimensionalen, neongrünen Sonnenbrille im Gesicht, gebrauchte Damenhöschen an.
Japan ist sowohl schön, als auch skurril. Die Menschen leben auf engstem Raum und sind außer mit ihren Frauen an erster Stelle mit ihrer Arbeit verheiratet.
Abends geht man mit den Kollegen in die Bar, um dort seine Verbundenheit mit der Firma zu feiern, Gesellschaftskapitalismus der humorlosen Art.
Wenn man in Tokio unterwegs ist, sieht man manchmal unvermittelt bunte Maskottchen die zu albernen Choreografien tanzen. Ebenso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie gleich wieder im nächsten großen Kaufhaus.
Es gibt sogenannte Yuru-Chara-Festivals, dort treffen sich gleichgesinnte Maskottchen in großer Menge, um gemeinsam zu feiern und vielleicht auch, um Damenhöschen zu tauschen.