Trump, a lovestory

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Am 4.November 2020 beschließt das amerikanische Volk – ganz unerwartet – ihren Potus durch den Lokus zu jagen.

Ein Rückblick

Wir schreiben das Jahr 2016. Nach der anstrengenden Zeit mit Obama, freut sich die Bevölkerung auf eine neue, zwanglose Politik, wo nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird.

Die sinistren Ermahnungen des noch amtierenden Präsidenten, endlich etwas gegen den Rassismus zu unternehmen, oder einen rudimentären Gesundheitsschutz für die Bürger einzuführen, stoßen auf taube Ohren.

Von San Franzisko bis New York, von Chicago bis Miami werden viele Amerikaner beim Gedanken an die Regierung von verstörenden Déjà-vus heimgesucht:

 „Schatz, bring doch mal den Müll runter und vergiss nicht, dass wir heute abend bei den Schmitzens eingeladen sind, hast du schon die Zähne geputzt?“

Bevormundung, wo man nur hinschaut, die Situation ist unerträglich.

Hillary Clinton wird von den Demokraten nominiert. Ihr fehlt das Gespür für die Menschen.

So betritt der Meister des Polit-Pornos die Bühne.
Für eine bestimmte Klientel eine erfrischend identitätsstiftende Wendung!

Einige wählen ihn aus Jux und Tollerei, andere lieben ihn einfach wegen seiner sympathischen Ausstrahlung. Viele Fans glauben, es handele sich um die neueste Staffel von „The Apprentice“ endlich auch in Echtzeit.

Die Evangelikalen jauchzen und frohlocken. Diese selbsterklärten Hüter der öffentlichen Moral rufen Hosianna und feiern ihren neuen Messias. Trump wird sie von der heidnischen Knechtschaft schon befreien, der Teufelskerl, der alte Pussygrabscher, der gamsige.

Kaum hat der orangerote Pavian die Zügel in der Hand, komponiert der phillippinsche Präsident Duterte für ihn schon ein hübsches Liebeslied mit dem Titel: „Du bist das Licht meiner Welt.“
Tonart: C-Dur, zwei Hauptakkorde müssen reichen.

Während des Vortrags werden Dutzende Regimegegner in den Gefängnissen Manilas durch Genickschuss getötet, für sie klingt die Melodie in moll. Der Song schafft es nicht in die Hitparaden, das war abzusehen.

Der Affe regiert ein paar Jahre, besser gesagt, er tut das, was er als „regieren“ bezeichnet.

Recherchen der „New York Times“ zeigen, dass Donald Trump in den ersten zwei Jahren seiner Präsidentschaft in den USA viel Geld mit Projekten im Ausland gemacht hat, dazu gehören eine Million Dollar aus der Türkei, drei Millionen Dollar von den Philippinen und 2,3 Millionen Dollar aus Indien. Und natürlich die Golfplätze, ja die Golfplätze, die wunderbaren Golfplätze. Ob sein Volk auch so viel Zeit zum Golf spielen hat?

Über 400 Millionen Dollar Schulden hat er auch. Die Hotels laufen nicht so recht in der Corona-Krise. Dabei handelt es sich doch nur um eine leichte Grippe.

Im Weißen Haus eskaliert in der Zwischenzeit die Lage. Schlendrian wo man nur hinsieht. Melania und Donald stinken wie ein altes Löwenpaar. Das ganze Haus stinkt nach Fastfood und ungewaschenen Füßen. Ist es nicht genau das, was seine Fans an ihm lieben? Diese erfrischend unkonventionelle Art das Leben zu genießen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen?

Wenn Trump mit seinem Gefolge am 20. Januar auszieht, wird das ganze Wohnzimmer voll mit benutzten Einwegspritzen, Kondomen, geplatzten Gummipuppen, blutigen Peitschen, kotbeschmierten Dildos und zertretenen Hühnerknochen sein.
Vielleicht übertreibe ich gerade ein wenig, aber die Vorstellung ist nicht einmal so unrealistisch.

über den Autor

Mathias Guthmann

Mathias Guthmann schreibt für kulinarische und literarische Zeitschriften und den Schachsport.
Seine Essays und Kurzgeschichten, Kritiken und Interviews haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert.

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